Mode hält Einzug in Filia

von Ulrike Krasberg

Schon Ende des 19. Jahrhunderts gab es auch in Filia erste Nähmaschinen, die mit einer Handkurbel betrieben wurden. Die Näherinnen, die von wohlhabenden Frauen ins Haus bestellt wurden, um Kleidung zu nähen, auszubessern oder zu verändern, taten dies aber meist noch mit der Hand.

Foto: Museum Filia

Als später der Erwerb einer Nähmaschine erschwinglich wurde, konnten sie sich eine eigene leisten und nähten nun als Schneiderinnen für ihre Kundschaft in einem Zimmer im eigenen Haus.

Museum Filia Lesbos Μουσείο Φιλιά Λέσβου
Foto: Anamneisis Filia

Gefragt waren jetzt nicht mehr die Kleidungsstücke, die traditionell in den Dörfern von Frauen getragen wurden. Diese hatten die Hausfrauen oftmals selbst genäht und auch die dafür notwendigen Stoffe gesponnen. Jetzt kamen die Frauen mit gekauften Stoffen zur Schneiderin und wählten aus Modeheften, die die großen Kaufhäuser herausgaben, Modelle aus.

Foto: Anamneisis Filia

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatten Kaufhäuser, wie sie zuerst in Paris gegründet worden waren, die Kleidung der Frauen grundlegend verändert. Nicht nur die wohlhabenden Frauen konnten sich in den Kaufhäusern mit Kleidung und Accessoires eindecken, auch den einfachen Pariser Hausfrauen boten die Kaufhäuser Mode für kleines Geld an. So entwickelte sich allmählich eine Kleidung, die nicht mehr äußerliches Symbol für die Zugehörigkeit zu einem Stand war. Kleidung wurde nun unabhängig davon von „Modeschöpfern“ entworfen und für Reich und Arm gleichermaßen hergestellt. „Mode“ war nun für alle da.

Foto: Museum Filia

Nach dem Ende des Osmanischen Reichs öffnete sich der neugegründete griechische Nationalstaat immer mehr der westlichen, europäischen Lebensweise. So fand auch das Phänomen „Mode“ seinen Weg nach Filia. Es setzte sich eine Kleidermode durch, die von den Schneiderinnen im Dorf gefertigt wurde.

Museum Filia Lesbos Μουσείο Φιλιά Λέσβου
Foto: Anamneisis Filia

Auch die Kleidung der Männer änderte sich. Die Herrenschneider im Dorf nähten nun westliche Anzüge für ihre Kundschaft, die vor allem die jungen Männer als Statussymbol trugen. Und so mancher Anzug wurde von Amerikaauswanderern auf Heimatbesuch in Filia als Geschenk mitgebracht.

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