Bügeleisen

von Ulrike Krasberg

Mitte des 19. Jahrhunderts waren einfache Bügeleisen meist aus einer Eisenplatte mit Griff und oftmals individuell von Schmieden gefertigt. Sie wurden bei Gebrauch direkt im offenen Feuer erhitzt oder – wenn vorhanden – auf der Platte eines Herds. Fortschrittlich waren Bügeleisen, die einen Hohlraum hatten, in die glühende Holzkohlestückchen geschoben werden konnten. Das bedeutete, dass nicht erst ein Herd angefeuert werden musste, sondern nur das Bügeleisen. Diese Bügeleisen hatten den Nachteil, dass sie verrußten und Asche verstreuten. Die Weiterentwicklung dieses Prinzips bestand aus einem Bügeleisen mit zwei Teilen: dem äußeren Kasten und einer Eisenplatte, die separat erhitzt werden konnte und in den Metallkasten geschoben wurde.

Foto: Museum Filia

Die Handhabung dieser Bügeleisen aber hatte ihre Tücken. Vor allem die beim Erhitzen ebenfalls heiß gewordenen Griffe waren ein Problem. Die ganz einfachen Eisengriffe wurden beim Bügeln mit Stoff umwickelt. Bessere Bügeleisen waren mit einem Holzgriff versehen. Und manche hatten auch eine Konstruktion in Form eines Schilds um den Griff, der durchlöchert war und Luft zwischen den eigentlichen Griff und die Hand leiteten oder mit einem isolierenden Material gefüllt waren.

Foto: Museum Filia

Bei der Handhabung der mit glühender Holzkohle versehenen Bügeleisen bestand ständig die Gefahr, dass Asche auf die Bügelwäsche fiel, denn der Kasten, der die Holzkohle enthielt, war durchlöchert damit der zum Verbrennen notwenige Sauerstoff an die Kohle kam. Zum anderen war für die Büglerin das Monoxid, das der glühenden Kohle mit dem Rauch entstieg, gefährlich. So wurden Bügeleisenmodelle entwickelt, die am vorderen Ende eine Art Schornstein hatten, durch den der Rauch abziehen konnte, ohne dass er der Büglerin direkt ins Gesicht zog.  

Foto: Museum Filia

Die Pflege der Bügeleisen war aufwändig. Die Sohle des Eisens musste geölt oder gewachst werden um ein Rosten zu verhindern und vor jeder Anwendung gereinigt und poliert werden um die Gleitfähigkeit herzustellen.Die Bügeleisen wurden nicht direkt auf die zu bügelnde Wäsche gestellt, sondern um Verunreinigungen zu verhindern, wurde beim Bügeln stets ein dünnes Tuch zwischen Wäsche und Eisen gelegt.

Foto: Museum Filia

Es gab verschiedene Formen von Bügeleisen. Kleine leichte zum Bügeln von Spitze oder Seide, schwere große für Leinen und Baumwolle oder andere schwere Tuche. Die Formen waren auch deshalb unterschiedlich, weil sie je nach dem Schnitt der Kleidung zum Beispiel schmal und lang oder rundlich ohne Kanten gestaltet sein mussten.

Als in der Industrie flüssige Brennstoffe wie Alkohol, Kerosine, Gas oder Spiritus für den Antrieb von Maschinen eingesetzt werden konnten, fanden sie auch Verwendung für das Erhitzen von Bügeleisen. Bügeleisen, die mit Alkohol oder Spiritus betreiben wurden hatten eine Art Tank am hinteren Ende, von dem aus mit einem Docht, der durch dünne durchlöcherte Röhren, die in den Korpus des Bügeleisens führten, die brennbare Flüssigkeit leiteten. Der Docht konnte wie eine Kerze angezündet werden und brannte während des Bügelvorgangs mit gleichmäßiger Hitze. Diese Bügeleisen wurden noch Anfang der 20. Jahrhunderts benutzt bis durch die sich ausbreitende Elektrifizierung elektrische Bügeleisen auf den Markt kamen.

Foto: Museum Filia

In Filia gab es erst seit den 1950er Jahren elektrischen Strom, sodass die alten Eisenbügeleisen und auch einige Spiritusbügeleisen noch länger in Gebrauch waren. Allerdings ist anzunehmen, dass die Spiritusbügeleisen im Dorf Geschenke waren, die Auswanderer in die USA, ihren Familien in Filia gemacht hatten. Denn Spiritusbügeleisen waren in den USA Anfang des 20. Jahrhunderts sehr verbreitet. Ein mit Methylalkohol betriebenes Bügeleisen wurde auch in Deutschland hergestellt von der Firma Feldmeyer und nach England, Frankreich, Italien und die USA exportiert.

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