Kopfbedeckungen

von Norbert Fink

Unter den Kleidungsstücken, die wir im Museum vorfanden, konnten wir auch zwei sehr unterschiedliche Kopfbedeckungen finden, die einen interessanten Hintergrund haben könnten: einen roten Fez mit schwarzer Bommel und einen Bowler – in Deutschland auch Melone genannt – in schwarz und mit Herkunftsbezeichnung. 

Foto: Museum Filia

Der Fez

Dieser Hut stammt ursprünglich aus dem arabisierten westlichen Nordafrika (marokkanisches Fes) und wurde vom osmanischen Sultan Mahmud II gleich übernommen. Die Einführung des Fes erfolgte in zwei Schritten: 1826 erfolgte die Einführung des Fes für die Armee, 1829 obligatorisch für die zivile und religiöse Dienerschaft im Zuge einer Kleidungsreform und fand danach weite Verbreitung im ganzen osmanischen Reich. Die Farbe war einheitlich rot und die Farbe der Quaste konnte den Rang des Trägers symbolisieren.

Hut- und Fezträger um 1900. Foto: Museum Filia

Nach dem Zusammenbruch des osmanischen Reiches wurde, um die Kleidung auf „internationalen und zivilisierten“ Stand zu bringen, daher am 30. August 1925 per Hutgesetz das Tragen des Fes durch Kemal Atatürk verboten. Man findet den Fes aber noch heute als Kopfbedeckung in einigen arabisierten Ländern und in der Werbung als Symbol für den “Orient”. Z. B Julius Meindl Kaffee aus Österreich

Die Melone

Die Melone ist ein steifer, abgerundeter Hut, der 1849 erstmals in London von den Hutmachern Thomas und William Bowler gefertigt wurde und im Deutschen wurde er auch Eiersieder, Hartmann, Glocke oder Koks (unter Wandergesellen) oder auch Göggs (Schweiz) genannt. In den USA hieß er auch Derby nachdem Earl of Derby, der zum Pferderennen stets einen grauen Bowler trug. Die originale Melone ist aus schwarzem Filz gefertigt und hat eine steife Krempe. Außerhalb Englands wird er nur noch sehr selten getragen, außer bei Pferderennen (vom Publikum) und von Dressurreitern. Stattdessen wird der Homburg bevorzugt.

Foto: Museum Filia

Coke, ein englischer Landbesitzer, bestellte bei dem Hutmacher James Lock im noblen Londoner Stadtteil St. James’s einen Hut für seine Jagdaufseher. Er sollte niedrig und stabil sein und fest auf dem Kopf sitzen, da der bisher vom Personal getragene Zylinder immer wieder beim Reiten durch Äste  heruntergestoßen wurde. Die Melone gilt als typisch englische Kopfbedeckung des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Bis heute ist bei den Bankangestellten der Londoner City der Bowler eine Art Berufskleidung.

Ebenso gehört auch heute noch die Melone zur vorgeschriebenen Berufsbekleidung der Fiakerfahrer in Wien.

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