Brotstempel

Ein Gespräch mit Pater Simeon

Zur Sammlung des Museums gehört ein alter, hölzerner, runder Brotstempel „Sfrangida“ von etwa 20 cm Durchmesser. Er wurde von den Bäckern im Dorf benutzt, um das alltägliche runde Brot zum Brot als dem Leib Christi zu transformieren (1).

Foto: Museum Filia

Durch das auf das Brot aufgedrückte Muster des Stempels und die Weihung während des Gottesdienstes wird es zum Leib Christi. Dieses geweihte Brot wird nach jedem Gottesdienst – in kleine Stückchen gebrochen – an die Gottesdienstbesucher verteilt.

Frage: Ist das gestempelte Brot auch für das Abendmahl? Als Zeichen der Umwandlung des Brotes in Jesu Christu?
Antwort: Das Brot ist der „soma Christou“ (der Leib Gottes). Die Besucher des Gottesdienstes nehmen das Brot zu sich in dem Sinne: „das ist der Leib Christi“. Dies ist bei allen christlichen Kirchen so. Bevor Christus gekreuzigt wurde, sammelte er seine Jünger um sich. Er lud sie zum Essen ein, „tous ekane trapezi“. Er bereitete den Tisch, „to mystiko deipno“, das Letzte Abendmahl. Und er sprach: „labete, fagete“ greift zu und esst, „to psomi touto esti to soma mou“ dieses Brot ist mein Leib. Danach nahm er ein Glas Wein mit den Worten: „pieite, auto einai to aima mou“ trinkt, das ist mein Blut. Und zum Schluss sagte er: Macht das fortan immer wieder, um euch meiner zu erinnern.
Also, ein Brot ist immer auf jeden Fall notwendig, ist Voraussetzung. Ein Gottesdienst ohne Brot, das geht nicht.

Foto: Museum Filia

Frage: Wie viele Brote braucht man für einen Gottesdienst?
Antwort: Normalerweise einen Laib Brot. Nicht mehr. Bei speziellen Anlässen, großen Feiertagen, wenn viele Leute in die Kirche kommen, kann es sein, dass wir für den Gottesdienst auch drei Brote benötigen. Das hängt davon ab, wie viele Leute kommen. In den großen Kirchen in Athen zum Beispiel, wo tausend Menschen den Gottesdienst besuchen, reicht ein Brot nicht aus.

Foto: U.Krasberg

Frage: Was bedeuten diese Buchstaben auf dem Stempel?
Antwort: Auf dem Stempel sind die Buchstaben: IC – XP – NI – KA. Das bedeutet: Jesus Christos – „Nikitis“, der Sieger, der Allmächtige. Das andere Zeichen auf dem Stempel bedeutet „Miter Theou“, Mutter Gottes, „I Panagia“, die Allerheilige. Und das nächste symbolisiert die Gruppe der Heiligen. Insgesamt neun. Es ist ein Hinweis auf die Vielzahl der Heiligen, auf die ganze Gruppe, nicht auf einen einzelnen, denn Heilige gibt es viele, nicht nur einen, fünf oder zehn. Hier sind sogenannten „Taksiarchen“, die Erzengel, die Namenspatronen unserer Kirche, deren Namenstag wir auch feiern. Wir wenden uns den Erzengeln zu, dem Hl. Gabriel und dem Hl. Michael, indem wir sagen: „kai pason…..“. Die Taksiarchen sind auch die Schutzheiligen unserer Insel.
Dieser alte Stempel aus Holz hier wurde noch mit der Hand hergestellt. Heute machen das Maschinen. Schau dieser neue Stempel – er zeigt auf einen anderen, den er aus der Kirche mitgebracht hat – ist von einer Maschine graviert worden. Das alte Holzstück hat einen ganz anderen Wert. Das ist ein Unterschied. Wenn man sich den Holzstempel genau betrachtet, dann wundert man sich, wie sie den gemacht haben. Es gibt keine Ungenauigkeit darauf. Wie haben sie das gemacht? Mit einem Messer vielleicht? Ich weiß es nicht. Sie hatten doch damals keine Maschinen.
Die religiösen Objekte im Museum sind alle alte Dinge. Wir bewahren diese alten Dinge, die im Zusammenhang mit unserem Glauben stehen, im Museum auf, weil sie wie ein Buch sind. Diese Dinge benutzten unsere Vorfahren, unsere Großeltern und Eltern. Aus Respekt und Ehrerbietung bewahren wir sie auf.

Brotstempel sind bereits seit der Spätantike im byzantinischen Reich in Gebrauch, wie ein Ausstellungsstück im Kunsthistorischen Museum in Wien zeigt.

Das Gespräch führte Bernhard Weinmann

Weitere Bilder und Links zu Brotstempeln unter Wiki Commons:

https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Bread_stamps

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