Fília liegt im Norden der Insel in einem weiten Talkessel auf ca. 400 m über
dem Meeresspiegel, etwa 7 km von der nächstliegenden Bucht entfernt. Im
Gegensatz zu den Küstenorten ist hier das Klima im Winter rauer,
wolkenverhangener. Die bis zu etwa 600 m hohen Bergketten im Norden, Osten und
Süden schützen jedoch vor zu heftigen Winden.
Welche Spuren gibt es heute noch vom ehemaligen muslimischen
Bevölkerungsteil in Filia? Schon auf Höhe des Passes, über den die Landstraße
nach Filia hinunter führt, fällt das alte Minarett im unteren Teil des Dorfs
auf. Sein Spitzdach wurde zur Erinnerung an die alte Heimat von den
muslimischen Dorfbewohnern, die nach 1923 in die neu gegründete Türkei
übersiedeln mussten, abgebaut und mitgenommen.
Mitte des 19. Jahrhunderts waren einfache Bügeleisen meist
aus einer Eisenplatte mit Griff und oftmals individuell von Schmieden
gefertigt. Sie wurden bei Gebrauch direkt im offenen Feuer erhitzt oder – wenn
vorhanden – auf der Platte eines Herds. Fortschrittlich waren Bügeleisen, die
einen Hohlraum hatten, in die glühende Holzkohlestückchen geschoben werden
konnten. Das bedeutete, dass nicht erst ein Herd angefeuert werden musste,
sondern nur das Bügeleisen. Diese Bügeleisen hatten den Nachteil, dass sie
verrußten und Asche verstreuten. Die Weiterentwicklung dieses Prinzips bestand
aus einem Bügeleisen mit zwei Teilen: dem äußeren Kasten und einer Eisenplatte,
die separat erhitzt werden konnte und in den Metallkasten geschoben wurde.
Zur Sammlung des Museums gehört ein alter, hölzerner, runder Brotstempel „Sfrangida“ von etwa 20 cm Durchmesser. Er wurde von den Bäckern im Dorf benutzt, um das alltägliche runde Brot zum Brot als dem Leib Christi zu transformieren (1).
Das Zimmer eines eleganten Herren: er ist gebildet, weltgewandt, polyglott, interessiert an der Geschichte Griechenlands und an seiner Familie. Er war Kriegsteilnehmer im Unabhängigkeitskrieg und Fotograf, Postkartensamler und Bibliotheksbesitzer, Archont und Handelsmann; Patriot und Kosmopolit! Er war Sohn und Familienvater, Pfeifenraucher und Leser…
Das öffentliche Leben im Dorf, das schon vor dem Hoftor beginnt und auf dem Hauptplatz, der agorá, mit seiner Schatten spendenden Platane und erst recht in den Kafenía Publikum und Arena bekommt, ist die andere Seite der bäuerlichen Arbeit, die sich außerhalb des Dorfes abspielt. Die Härte und Einsamkeit der Arbeit mit den Tieren in den Bergen oder der Gemüseanbau weitab vom Dorf wird erträglicher durch das Wissen um das gesellige Leben im Dorf, dessen „kultivierte“ Umgangsformen den Kontrast zur „Unzivilisiertheit“ oder anarchía,wie die Bauern es nennen, der sie umgebenden Natur bilden.
Die Bauern und Viehzüchter Filias waren durch ihr Land an ein Leben im Dorf gebunden. Die Händler, Seefahrer und „Arbeitsmigranten“ aus Filia aber waren und sind in aller Welt Zuhause. Sie arbeiteten in Tasmanien oder in New York, in Venezuela oder Deutschland und viele leben heute wieder in Filia. Die nach Athen übersiedelten Dorfbewohner kommen regelmäßig in den Sommermonaten in ihre alten Häuser im Dorf zurück. So ist das Leben in Filia geprägt vom „Kommen und Gehen“. Ein Netz lebendiger verwandtschaftlicher Beziehungen spannt sich über die ganze Welt. Das zeigt sich an der Offenheit und Gastfreundschaft Fremden gegenüber und an der Mehrsprachigkeit der Dorfbewohner.
Während unseres Arbeitsaufenthaltes in Filia waren unsere Gastgeber auch immer bemüht uns die Schönheiten und die Sehenswürdigkeiten auf der Insel Lesbos nahezubringen. Gerne verbanden wir diese Ausflüge mit der Besichtigung von kleinen und besonderen Museen, die meist liebevoll gestaltet sind und besondere Kostbarkeiten beinhalten. Und wir wollten unsere Arbeit und Ideen ja auch gerne mit denen anderer vergleichen. Zusammen mit Pater Simeon und seiner Familie unternahmen wir eine Fahrt von Filia aus in den Westen der Insel um den versteinerten Wald von Sigri zu besuchen.
Modisches Zubehör – wie Fächer, Seidenschirme, elegante Handschuhe und Schals, aber auch Schmuck und Parfüm – gehörte um 1900 zum Erscheinungsbild der Dame von Welt. Nicht nur in Paris, Berlin oder Smyrna. Auch in Filia ergänzten die Frauen der Familie Karagianopoulos ihre Kleidung mit Accessoires dieser Art.
Sonnenschirm Foto: Museum FilaSonnenschirm Detail Foto: Museum FiliaFächer Foto: Museum FiliaSeifenschale Porzellan Foto: Museum FiliaReiseetui für feine Wäsche Foto: Museum FiliaSammelalbum zur Erbauung der feinen Dame – Homers Ilias in der Mode der Zeit Foto: Museum Filia
Wie auf den meisten griechischen Inseln gab es bis ins 20. Jahrhundert hinein keine oder kaum befahrbare Straßen. Größere Mengen von Waren wurden vorwiegend über den Seeweg – das heißt außen um die Insel herum – transportiert. Allerdings gab es schmale gepflasterte Eselswege, die monopatia, die die Dörfer miteinander verbanden. Geringe Mengen von Waren konnten auf diesen mit Eseln, Maultieren oder Pferden transportiert werden. Die meisten Haushalte Filias waren in Besitz von Satteltaschen und Sattelgurten.
Satteltasche
Diese Satteltasche ist eine besonders aufwändig gestaltete. Sie wurde wahrscheinlich verwendet, wenn ein Bräutigam zusammen mit seinen Freunden und Dorfbewohnern seine persönlichen Besitztümer auf einem Maultier zum Haus seiner Braut transportierte. Die Tasche wurde zu diesem Zweck von einem Haushalt zum anderen ausgeliehen.